Als Nichtbetroffene, als Beobachter und erste Beschreiber der in ihrer Summe so auffälligen Verhaltensweisen von Kindern mit autistischer Behinderung mussten Hans Asperger und Leo Kanner zwangsläufig die Außenperspektive wählen, um sich dem Phänomen Autismus zu nähern. Diese Perspektive, die in der Folge zahlreiche Fachleute eingenommen haben und einnehmen, ist durchaus sinnvoll und wichtig.
Es ist allerdings ebenso notwendig, die Aussagen der Betroffenen, die sich in den letzten Jahren verstärkt zu Wort melden, zur Kenntnis zu nehmen.
Als Pioniere der Erforschung des Autismus gelten Leo Kanner und Hans Asperger, die unabhängig voneinander anhand von Falldarstellungen ein eigenes Störungsbild bei Kindern beschrieben, zu dessen begrifflicher Kennzeichnung sie das Adjektiv autistisch verwandten.
Der Pädiater Hans Asperger wurde am 18.2.1906 in Hausbrunn bei Wien geboren. Im Jahre 1931 promovierte er und trat als Assistent in die Wiener Universitäts-Kinderklinik ein. Hans Asperger übernahm im Jahre 1932 die Leitung der Heilpädagogischen Abteilung dieser Klinik.
Der Begriff Heilpädagogik umfasst in Österreich mehr als nur Sonderschulpädagogik. Es wird darunter ebenfalls das verstanden, was in der Bundesrepublik Jugendpsychiatrie heißt (vgl. Asperger, 1950, 105). Damit wurden in dieser Abteilung medizinische und pädagogische Ansätze in der Behandlung von Kindern verknüpft, eine Tradition in Österreich, die mindestens bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück reicht, und historisch ihre Wurzeln in der gemeinsamen Herkunft aus dem Anstaltswesen hat. Hans Asperger verwies auf die Pädagogen Georgens und Deinhard, die um 1856 eine Heilpflegeanstalt gegründet hatten, in denen Pädagogik mit medizinischem Wissen verknüpft wurden (ebd. 105).
Sein eigenes Interesse galt weniger den Symptomen und Behandlungsmethoden als vielmehr dem Kind mit seinen Besonderheiten, seiner Umwelt und dem Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren in seiner Entwicklung. Dies ist im Kontext der Zeitgeschichte, die geprägt war durch einen biologistischen Denkansatz, durchaus bemerkenswert.
Entgegen der derzeit verbreiteten Auffassung schilderte Hans Asperger nicht erst 1944 in seiner Habilitationsschrift, sondern bereits sechs Jahre zuvor im Rahmen eines Vortrages die Besonderheiten sogenannter "autistischer Psychopathen" und verwendete auch diese Bezeichnung [1]. Der von Hans Asperger verwandte Begriff Psychopath ist heute aus der Mode gekommen. Sie bezeichnet einen Menschen mit einer angeborenen Charakterdeviation.
Den bislang in der Forschung kaum zur Kenntnis genommenen Vortrag hatte Hans Asperger am 03.10.1938 in der Heilpädagogischen Abteilung der Wiener Universitätsklinik gehalten. Er stellte hier anhand eines Fallbeispiels die Charakteristika der "autistischen Psychopathen" dar. Der Text wurde unter dem Titel Das psychisch abnorme Kind im Heft 51 des Jahres 1938 der Wiener Klinischen Wochenzeitschrift publiziert.
Er muss aus drei Gründen gewürdigt werden: Zum Ersten findet man hier erstmalig die Symptomatik dessen beschrieben, was man heute das Asperger-Syndrom nennt. Anhand eines Fallbeispiels skizzierte Hans Asperger bereits einen großen Teil der Symptome, die er in seiner Habilitationsschrift im Jahre 1943 als symptomatisch für die "autistischen Psychopathen" darstellte: die Einengung der Beziehungen zur Umwelt, die sogenannten "Bosheitsakte", die motorische Ungeschicklichkeit, das gute logische Denkvermögen und die gute sprachliche Ausdrucksfähigkeit, die Sonderinteressen, Besonderheiten in der Wahrnehmung und im Lernen und die erbliche Disposition der Störung. Andere Charakteristika, wie die Konstanz der Symptomatik, die nach seiner Beurteilung schon vom zweiten Lebensjahr an und über die gesamte Lebenszeit hinweg bestehen bleibt, die Besonderheiten des Blicks und der Verwendung von Mimik und Gestik, das von ihm beobachtete reife Kunstverständnis und Auffälligkeiten in der Sexualität beschrieb er erst in seiner Habilitationsschrift. Dies kann sowohl Hans Aspergers damaligem Forschungsstand als auch dem zur Verfügung stehenden Druckumfang geschuldet sein.
Vermutete man bislang, dass die ersten Beschreibungen eines eigenständigen Syndroms aus dem Kontinuum autistischer Störungen von Leo Kanner im Jahre 1943 und wenig später von Hans Asperger gefunden werden können, muss dies nun für Hans Asperger vordatiert werden. Seine Bedeutung als Pionier der Autismusforschung, der immer ein wenig im Schatten Leo Kanners stand, wird damit erhöht. Im Kontext des bislang kaum bekannten Vortrages von Hans Asperger muss hinterfragt werden, aus welchem Grund Leo Kanner in seiner Schrift von 1944 darauf verwies, dass er seit 1938, ausgerechnet dem Jahr also, in dem Hans Aspergers Aufsatz in der Wiener Klinischen Wochenzeitschrift erschien, auf eine Anzahl von Kindern aufmerksam wurde, deren Zustand sich so markant und in Einzelheiten von allem anderen unterschied, was bis dahin beschrieben wurde:
"Since 1938, there have come to our attention a number of children whose condition differs so markedly and uniquely from anything reported so far, that each case merits - and, I hope, will eventually receive - a detailed consideration of its fascinating peculiarities" (Kanner, 1943, 217).
Leo Kanner gibt in seinem Text keine Erklärung, welche Bedeutung das Jahr 1938 in diesem Zusammenhang für ihn hat. Es sollte in Betracht gezogen werden, dass der Österreicher die fachwissenschaftlichen Publikationen seines Herkunftslandes verfolgt und von Hans Aspergers Aufsatz Kenntnis hatte. Damit soll an dieser Stelle keinesfalls ein Plagiatsvorwurf gemacht werden, möglicherweise eröffnete Hans Aspergers Aufsatz Leo Kanner aber einen neuen Blickwinkel auf einige seiner Kinder.
Zum Zweiten diente der Vortrag aber auch offensichtlich dem Schutz der ihm anvertrauten Kinder. Im Kontext des Gesetzes über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13.03.1938 drohte nun auch in Österreich die Durchsetzung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14.07.1933. Zwar blieb nach Artikel II des erstgenannten Gesetzes das geltende Recht in Österreich zunächst weiter in Kraft, die Einführung des sogenannten "Reichsrechtes" stand aber in Aussicht und zu befürchten. Tatsächlich wurde das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, wie es Hans Asperger in seinem Vortrag vorhergesehen hatte, am 01.01.1940 auch in Österreich wirksam. Die rassenhygienischen Ideen der Nationalsozialisten waren bereits im Jahre 1938 in Österreich massiv in die Politik und Wissenschaft eingedrungen. Schon im Jahre 1924 hatte sich an der Universität Wien, an der ja auch Hans Asperger tätig war, eine Wiener Gesellschaft für Rassenpflege gegründet, die im Jahre 1938 ihre enge Verbindung mit der Nationalsozialistischen Bewegung bekannte und zugleich eine rege Vortragstätigkeit zeigte. Nachdem Österreich im März 1938 Teil des Deutschen Reiches geworden war, wurden hier "erb- und rassenbiologische Lehren" offiziell in den Forschungs- und Lehrbetrieb integriert. Es begann eine breite Propaganda, um den Boden für die verbrecherischen Absichten und Praktiken in der Bevölkerung zu bereiten.
Vor diesem Hintergrund muss Hans Aspergers Vortrag als ein Plädoyer für seine Schützlinge und deren Erziehung verstanden werden. In einer geschickten Argumentation verwies Hans Asperger zunächst in distanzierter Art und Weise auf die zum damaligen Zeitpunkt aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Psychiatrie. Dann aber wechselte er die Perspektive vom "Standpunkt der Volksgesundheit" zum "Standpunkt der abnormen Kinder" (Asperger, 1938, 1314) - ein Blickwinkel, der zu dieser Zeit ungewöhnlich war und keinesfalls mit der in dieser Zeit auch an der Universität Wien verbreiteten faschistischen Ideologie des "lebensunwerten Lebens" vereinbar. Damit wurde es ihm aber nun möglich aufzuzeigen, dass diese Kinder gefördert werden müssen:
"Wieviel können wir für diese Menschen leisten? soll die Frage sein. Und wenn wir mit all unserer Hingabe ihnen helfen, so tun wir damit auch unserem Volk den besten Dienst; nicht nur dadurch, dass wir verhindern, dass jene durch ihre dissozialen und kriminellen Taten die Volksgemeinschaft belasten, sondern auch dadurch, dass wir zu erreichen suchen, dass sie als arbeitende Menschen ihren Platz in dem lebendigen Organismus des Volkes ausfüllen" (ebd.).
Er bezeichnete es also als den "besten Dienst" an der "Volksgemeinschaft", wenn man diesen Kindern mit aller Hingabe hülfe. Der Hinweis darauf, dass sie als "arbeitende Menschen ihren Platz in dem lebendigen Organismus des Volkes ausfüllen" können, wird sich gegen das Argument der faschistischen Ideologen gerichtet haben, dass Menschen mit Behinderungen sogenannte "Fürsorgekosten" verursachen, die die sogenannten "gesunden Volksgenossen" belasten. Schon Schüler der Volksschule mussten die entstehenden Kosten für die Versorgung von "Krüppeln", "Blinden" und "Geisteskranken" in Textaufgaben errechnen (vgl. Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben, 2001, 10).
Hans Asperger verwies nachdrücklich darauf, dass nicht alles "abnorme" zugleich "minderwertig" ist (vgl. Asperger, 1938, 1314) und entwertete ein wichtiges Argument, von dem diesen Kindern im Zuge des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses Gefahr drohte. Heute weiß man, dass die zwangsweise Sterilisation von sogenannten "Erbkranken" die erste verbrecherische Maßnahme war, die die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung auf dem Gebiet der "Erb- und Rassenpflege" durchführten. Es folgte später die Vernichtung dieser Menschen.
Entsprechend der nationalsozialistischen Ideologie wurden Menschen nicht nur in gesunde und kranke, sondern zudem noch in "behandlungswürdige" und "nicht behandlungswürdige" unterteilt. Möglicherweise ist es also keinesfalls zufällig, dass sich Hans Asperger mit den "autistischen Psychopathen" einer Gruppe von Kindern zuwandte, deren Entwicklungsperspektive eher positiv zu sein schien, als die der von Leo Kanner geschilderten - obwohl auch Donald, der erste von Leo Kanner dargestellte Junge, wie man heute weiß, später ein unabhängiges und selbstständiges Leben führen konnte. Vielleicht tat Hans Asperger dies in der Hoffnung, sie durch seine wissenschaftliche Arbeit und seine Argumentation vor dem Zugriff der Euthanasie-Anhänger zu schützen.
In seinem Vortrag am 03. Oktober 1938 ging es ihm jedenfalls nicht nur um den Schutz dieser Kindergruppe, sondern zugleich aller "Psychopathen". In einem geschickten argumentativen Schachzug legte er präventiv den Ärzten, die als Gutachter Entscheidungen für das noch gar nicht in Kraft getretene Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses tätig werden würden, nahe, nicht nur einen Fragebogen oder einen Intelligenzquotienten, sondern in erster Linie die gesamte kindliche Persönlichkeit und alle Fähigkeiten des Kindes in Rechnung ziehen:
"Habe ich im obigen einen Typus geschildert, dessen wesentliche Abnormität begründet ist in einer Störung der Harmonie zwischen Verstand und Instinkt im Sinne einer Instinktstörung, so gibt es in der Psychopathologie des Kindesalters nicht ganz selten einen Typus, der in fast allen Zügen den Gegensatz des eben Geschilderten darstellt: Diese Kinder sind intellektuell unterdurchschnittlich entwickelt (bis zur Debilität), wobei hier unter Intelligenz die abstrakte Intelligenz verstanden ist, während der praktische Verstand, kurz gesagt, alles was mit dem Instinkt zusammenhängt, darum auch die praktische Brauchbarkeit, aber auch die Werte des Gemütes relativ viel besser entwickelt sind. Diese letzten Fälle sind wichtig - oder werden es bei uns werden, wenn das ‚Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses' auch bei uns in Kraft tritt. Wird der Arzt als Begutachter in solchen Fällen vor eine Entscheidung gestellt, so wird er diese nicht allein nach dem Ergebnis der Beantwortung eines Fragebogens oder nach der Ziffer des Intelligenzquotienten treffen dürfen, sondern in erster Linie nach seiner Kenntnis der kindlichen Persönlichkeit, eine Kenntnis, die alle Fähigkeiten des Kindes, nicht nur die abstrakte Intelligenz in Rechnung stellt" (ebd. 1317).
Doch dieser frühe Aufsatz ist noch aus einem dritten Grund für die Erforschung des Autismus bedeutsam: Bereits im Jahre 1938 beschrieb Hans Asperger pädagogische Prinzipien in der Arbeit mit den "autistischen Psychopathen", die bis zum heutigen Tage als gültig akzeptiert werden können, z.B. das vorrangige Ansprechen des Verstandes vor den Emotionen oder die Notwendigkeit verlässlicher Regeln im Tagesablauf und damit dessen Vorhersehbarkeit.
Es bleibt damit nicht nur die wissenschaftliche Leistung zu würdigen, und zwar nunmehr fünf Jahre vorzudatieren, sondern auch die Menschlichkeit und seinen mutigen Einsatz für die ihm anvertrauten Kinder in Zeiten, in denen dies keinesfalls selbstverständlich und ungefährlich war.
Am 08. Oktober 1943 ging bei der Schriftleitung der Zeitschrift Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten Hans Aspergers Habilitationsschrift Die "Autistischen Psychopathen" im Kindesalter ein (Asperger, 1944). Hier arbeitete er auf der Grundlage der Darstellung von vier Fallbeispielen folgende charakteristischen Symptome einer "autistischen Psychopathie" heraus:
Es handelt sich um eine angeborene Störung.
Es besteht eine Einengung der Beziehungen zur Umwelt auf allen Gebieten.
Die Auffälligkeiten bestehen schon vom zweiten Lebensjahr an und bleiben das ganze Leben hindurch bestehen.
Es zeigen sich Besonderheiten in der verbalen und nonverbalen Kommunikation.
Es treten Besonderheiten im Lernen auf: Die Kinder sind kreativ und begabt, wenn es um eigene Interessen geht, aber beeinträchtigt, vor allem wenn die eigenen Interessen nicht berührt werden oder mechanisch auswendig gelernt werden soll.
Es fallen Schwierigkeiten beim Erlernen von alltäglichen Verrichtungen auf.
Die Gefühlsebene dieser Menschen ist qualitativ anders.
Hans Asperger beschrieb vier Jungen: Fritz V., Harro L., Ernst K. und Hellmuth L. Die ersten drei Kinder waren Beispiele für sogenannte "autistische Psychopathen". Dabei zeigte Fritz V. "sehr schwere Störungen der sozialen Einordnung" (Asperger, 1944, 85). Harro L. wies ebenfalls die typischen Merkmale eines "autistischen Psychopathen", seine Beziehungen zur Umwelt waren aber weniger stark auffällig als die von Fritz. Die Beschreibung von Ernst K., dem dritten Jungen, sollte die Tatsache illustrieren, dass die "autistische Psychopathie" auch bei "tiefstehend Schwachsinnigen" (ebd. 103) auftreten kann. Das vierte Kind, Hellmuth L., diente der Abgrenzung der "autistischen Psychopathie" von einer cerebralen Störung. Während die erste nach Auffassung Aspergers konstitutionell bedingt ist, hat die zweite eine andere Ursache. Bei Hellmuth L. ist sie aufgrund eines Geburtstraumas entstanden.
Hans Asperger gilt als einer der Pioniere der europäischen Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er starb am 21.10.1980 in Wien.
Der Kinderpsychiater Leo Kanner wurde am 13.06.1896 in Kletkotow in Österreich-Ungarn geboren. Er studierte Medizin und promovierte im Jahre 1919 in Berlin. Im Jahre 1924 wanderte er in die USA aus. Dort gründete er im Jahre 1930 die Johns Hopkins Children's Psychiatric Clinic, eine Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik in Baltimore (Maryland).
Als Direktor dieser Klinik schilderte er im Jahre 1943 ein Phänomen bei Kindern, das er "autistic disturbances of affective contact" nannte (Kanner, 1943). Mit Hilfe der Falldarstellung von elf Kindern, acht Jungen und drei Mädchen, beschrieb er ein eigenes Störungsbild, das er als Prototyp der frühen Kindheitspsychosen ansah und von der kindlichen Schizophrenie abgrenzte. Als charakteristisch erachtete er folgende Symptome:
Die angeborene Unfähigkeit der Kinder, mit Menschen und Situationen in Beziehung zu treten. Zu Dingen hingegen bestehen gute Beziehungen.
Die verbale Kommunikation ist auffällig. U.a. erwirbt ein Teil der Kinder die Sprache nicht, bei den anderen dient sie lange Zeit nicht dazu, einen Inhalt zu übermitteln.
Die Kinder bestehen auf Gleichförmigkeit und zeigen eine begrenzte Variation spontaner Aktivitäten.
Sie stammen aus sehr intelligenten Familien.
Leo Kanner gilt als der Vater der amerikanischen Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er starb am 03.04.1981 in Syskeville/Maryland.
Leo Kanners Arbeit wurde bald international bekannt, die von Hans Asperger in deutscher Sprache publizierte hingegen wurde aufgrund der internationalen Lage zum Zeitpunkt der Veröffentlichung zunächst wenig beachtet. Leo Kanner und Hans Asperger haben sich niemals persönlich getroffen. Hans Aspergers Schrift wurde erst im Jahre 1981 von Lorna Wing ins Englische übersetzt. Den Begriff autistische Psychopathie ersetzte sie durch die Bezeichnung Asperger-Syndrom, die bis heute gebräuchlich ist.
Ob es sich bei den von Leo Kanner und Hans Asperger untersuchten und bezeichneten Gruppen um Populationen mit unterschiedlichen Syndromen handelt oder um Subgruppen, die einem einzigen Syndrom zugeordnet werden können, wird unterschiedlich entschieden (vgl. Wing, 1997, 8). Uta Frith vertritt die Ansicht, dass dies auf der Grundlage des gegenwärtigen Forschungsstandes auch noch nicht endgültig entschieden werden kann (vgl. Frith, 1999, 2). Dessen ungeachtet wird sowohl das von Leo Kanner als auch das von Hans Asperger beschriebene Syndrom derzeit in den wichtigsten diagnostischen Materialien, DSM-IV und ICD-10, als eigenständige Form einer schweren Entwicklungsstörung gefasst.
Auf den ersten Blick mag es verwunderlich erscheinen, dass zwei Wissenschaftler, der eine in Amerika, der andere in Europa, so ähnliche Begriffe verwandten, um Auffälligkeiten von Kindern zu kennzeichnen, die ihnen in ihrer Arbeit begegnet sind. Ein Rückblick auf die Verwendung des Begriffs Autismus vor 1943 wird dies jedoch verständlicher werden lassen.
Der Terminus Autismus war bereits Jahrzehnte zuvor als Neologismus von Eugen Bleuler, einem Schweizer Psychiater, geprägt worden. In seiner Schrift Dementia Praecox oder Gruppe der Schizophrenien, erschienen im Jahre 1911 in Leipzig und Wien, bezeichnet er damit eines der Grundsymptome bei Schizophrenien:
"Eine ganz besondere und für die Schizophrenie charakteristische Alteration aber erleidet das Wechselverhältnis des Binnenlebens mit der Außenwelt. Das Binnenleben bekommt ein krankhaftes Übergewicht (Autismus)" (Bleuler, 1911, 51).
Eugen Bleuler hatte sich mit dem von ihm geprägten Terminus in einer Denk- und Begriffstradition befunden, die nun wiederum auf Sigmund Freud zurückverweist, der sich mit den Begriffen seiner Trieblehre ausgedrückt hat:
"Autismus ist ungefähr das gleiche, was Freud Autoerotismus nennt. Da aber für diesen Autor Libido und Erotismus viel weitere Begriffe sind als für andere Schulen, so kann das Wort hier nicht wohl benutzt werden, ohne zu vielen Mißverständnissen Anlass zu geben" (ebd. 52).
Sigmund Freud hatte die Bezeichnung Autoerotismus gewählt um zu beschreiben, dass sexuelle Triebe im Rahmen einer ersten Phase der kindlichen Entwicklung des Sexuallebens ihre Befriedigung am eigenen Körper finden.
Sigmund Freud ging des Weiteren davon aus, dass die Libido des an einer Schizophrenie Erkrankten sich von der Außenwelt auf das eigene Ich zurückziehe. Für Eugen Bleuler erschien die Terminologie Sigmund Freuds missverständlich und er zog es deshalb vor ein neues, bis dahin unbekanntes Wort einzuführen.
Es ist unzweifelhaft Eugen Bleulers Verdienst, einen Begriff geprägt zu haben, der heute sogar Bestandteil der Alltagssprache geworden ist. Allerdings hat er keinesfalls erstmalig das von ihm als "Autismus" bezeichnete Symptom beschrieben. Das nimmt er für sich auch nicht in Anspruch. Eugen Bleuler selbst verweist in seiner Schrift auf die Arbeiten verschiedener französischer Kollegen, die dieses Phänomen bereits beschrieben hatten:
"Der Autismus hat von jeher Beachtung gefunden, namentlich bei den Franzosen. Diese haben z.B. die eine Seite desselben hervorgehoben unter dem Namen der Autophilie, des Egozentrismus, der Hypotrophie des Ich, der Augmentation du sens de la personalité, während sie die negative Seite als perte du sens des la réalité oder perte de la fonction du réel beschrieben" (ebd. 305).
Zugleich begründet er aber, weshalb er die verwendete Terminologie nicht übernehmen kann:
"Der Name Autismus sagt im Wesentlichen von der positiven Seite das nämliche, was P. Janet (321) negativ als ‚perte du sens des la réalité' bezeichnet. Wir können aber den letzteren Ausdruck nicht ohne Weiteres akzeptieren, weil er das Symptom viel zu allgemein fasst. Der Sens de la réalité fehlt dem Schizophrenen nicht ganz, er versagt nur für diejenigen Dinge, die sich gerade in Widerspruch gestellt haben zu seinen Komplexen" (ebd. 52).
"Pelletier sagt, der Kranke unterschiede überhaupt nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Phantasien: ‚supposer lacroyance á leur réalité chez malades serait doter leurs étas de conscience d'une énergie qu'ils n'ont pas.' Alle diese Auffassungen haben etwas Richtiges, sie treffen aber unserer Ansicht nach nicht den Kern der Erscheinung" (ebd. 305).
Es kann als wahrscheinlich angenommen werden, dass Leo Kanner als Österreicher während seiner Ausbildung die in Wien herausgegebene Schrift Eugen Bleulers studiert hat. Von Hans Asperger ist dies sogar mit Gewissheit bekannt, denn er bezog sich in seiner Habilitationsschrift an der Stelle, als er auf die von ihm gewählte Begrifflichkeit zu sprechen kommt, ganz explizit auf Eugen Bleuler:
"In dem Bemühen, jene Grundstörung zu finden und begrifflich zu fassen, von der aus die Persönlichkeit dieser Gruppe abartiger Kinder durchorganisiert erscheint, haben wir die Bezeichnung ‚Autistische Psychopathen' gewählt. Der Name leitet sich von dem Begriff des Autismus her, jener bei Schizophrenen in extremer Weise ausgeprägten Grundstörung. Der Ausdruck - unseres Erachtens eine der großartigsten sprachlichen und begrifflichen Schöpfungen auf dem Gebiet medizinischer Namensgebung - stammt bekanntlich von Bleuler." (Asperger, 1944, 84).
Damit wird dann zugleich offenkundig, weshalb es möglich war, dass Hans Asperger und Leo Kanner unabhängig voneinander eine vergleichbare Terminologie verwenden konnten.
Hans Asperger und Leo Kanner nahmen die Äußerungen der von ihnen beschriebenen Kinder zur Kenntnis. Allerdings benutzten sie diese Aussagen nicht, um zu einem tieferen Verständnis des Verhaltens zu gelangen, sondern zur Illustration der eigenen Beobachtungen:
"Ein Beispiel: ein 9jähriger, sehr autistischer Knabe [...] berichtet, wie er sich selber abends, wenn er im Bett liegt, beruhigt [...]: ‚wenn man den Kopf auf den Polster legt da rauscht es so im Ohr und da muß man lang ruhig liegen und das ist schön'" (ebd. 116 f.).
"When he desired to get down after his nap, he said, ‚Boo (his word for his mother), say ‚Don do you want to get down? '' His mother would comply, and Don would say: ‚Now say ‚All right''"(Kanner, 1973, 4).
Hans Asperger schilderte das Beispiel des neunjährigen Jungen um zu verdeutlichen, welch große Aufmerksamkeit er seinem eigenen Körper zuwendet. Leo Kanner beschrieb verbale Rituale des Kindes.
Als Nichtbetroffene, als Beobachter und vor allem als erste Beschreiber dieser in ihrer Summe so auffälligen Verhaltensweisen mussten Hans Asperger und Leo Kanner zwangsläufig die Außenperspektive wählen, um sich dem Phänomen Autismus zu nähern. Viele Jahre blieb es auch bei dieser Sicht: die Zahl von Publikationen Nichtbetroffener zum Thema Autismus stieg und steigt zusehens. Dabei ist die Perspektive des Beobachters auch durchaus eine sinnvolle und notwendige, wenn es um die Diagnose einer Störung geht. Für den Umgang mit Menschen mit autistischer Behinderung und deren angemessene Förderung ist sie allerdings nicht allein ausreichend. Hier ist es erforderlich, das Erleben und die Erfahrungen Betroffener, wann immer es möglich ist, zu berücksichtigen.
In den vergangenen Jahren melden sich immer mehr Menschen mit autistischer Behinderung selbst zu Wort. Sie schreiben Autobiographien (z.B. Gerland, 1998; Grandin, 1994; Schäfer, 1997; Williams, 1992 und Zöller, 1998) und veröffentlichen z.T. sehr genaue Selbstbeobachtungen und -analysen (z.B. Brandenburg, 1995; Briesenick, 2000; Fischer, 1997; Grandin, 1997; Kersting, 2000; Nieß, 1998; Schoch, 1992; Williams, 2002 und Zöller, 2001). Einige von ihnen, wie Seth Kneller (o.J.), Birger Sellin (1995, 20) und Angelika Empt, verweisen darauf, dass eine ausschließliche Beschreibung ihrer Probleme durch Außenstehende ein ungenaues oder sogar falsches Bild ergibt und betonen die Notwendigkeit, mit ihren Aussagen ernst genommen zu werden:
"Indem immer mehr autistische Menschen ihre Störung selbst beschreiben, entsteht auch ein anderes Machtgefälle. Autisten wirken durch das Schreiben in einem anderen Maße an der Erforschung des Gesamtbildes der Störung mit. Sie können auch immer besser mitteilen, welche Behandlung ihnen bekommt, welche nicht, und Methoden und Thesen in Frage stellen. Indem Autisten schreiben, reden sie aktiv mit, anstatt dass passiv über sie gesprochen wird. Durch das Schreiben verwandeln sich autistische Menschen vom Forschungsobjekt hin zum menschlichen Subjekt" (Empt, 1996, 16 f.).
Aber auch Nichtbetroffene erkennen und reflektieren dieses Problem. Rainer Benkmann nimmt es als Indiz für die bestehende Gefahr der Anmaßung in der Sonderpädagogik, dass fast alle erschienenen Beiträge in dieser Disziplin von Nichtbehinderten verfasst werden (Benkmann, 2000, 4).
Liest man die Aussagen Betroffener aufmerksam, muss man einige Grundannahmen über das Wesen der autistischen Behinderung neu überdenken. Dies gilt beispielsweise für das fehlende soziale Interesse, das den Menschen mit autistischer Behinderung häufig unterstellt wird. Bereits Hans Asperger schrieb: "Ein gut Teil dieser Beziehungen spielt sich demnach über den Blick ab. Daran ist das autistische kontaktgestörte Kind gar nicht interessiert" (Asperger, 1944, 113). Leo Kanner stellte fest:
"All of the children's activities and utterances are governed rigidly and consistently by the powerful desire for aloneness and sameness. [...] Second though people are still regarded as nuisances, their questions are answered and their commands are obeyed reluctantly, with the implication that it would be best to get these interferences over with, the sooner to be able to return to the still much desired aloneness" (Kanner, 1943, 41 f.).
Zumindest bei einigen Menschen mit autistischer Behinderung ist ein Interesse an sozialen Kontakten im Gegensatz dazu aber nach deren eigener Beschreibung durchaus vorhanden, kann allerdings nicht immer in adäquater Weise zum Ausdruck gebracht werden. Zwei Beispiele mögen dies illustrieren. Temple Grandin beschreibt in ihrer Autobiographie die Probleme, die sie mit Körperkontakt hat, folgendermaßen:
"Berührungsreizen ausgesetzt zu sein stellt für mich wie für viele Autisten eine ausweglose Situation dar. Unser Körper verlangt sehnsüchtig nach Kontakt mit anderen Menschen, doch wenn es dazu kommt, ziehen wir uns verwirrt zurück, weil es weh tut" (Grandin, 1944, 33).
Aus der Außenperspektive kann nur die Ablehnung des Körperkontaktes beobachtet werden. Die Beschreibung von Temple Grandin hilft zu verstehen, dass aber nicht der soziale Kontakt abgelehnt wird, ja, dass er sogar ersehnt wird, die veränderte Wahrnehmung diese Form sozialer Interaktion aber nicht erlaubt. Dies ermöglicht völlig anderes Verständnis und andere Reaktionen der Mitmenschen. Tatsächlich werden auch von anderen Menschen mit autistischer Behinderung Überempfindlichkeiten in allen Sinnesbereichen beschrieben (vgl. Schirmer, 2001).
Ein anderes Beispiel: Der Mensch verfügt mit seiner Mimik und Gestik über die Möglichkeit differenzierter nonverbaler Kommunikation. Hans Asperger und Leo Kanner haben Mitte der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts folgende Besonderheiten der Körpersprache bei den von ihnen beobachteten und mit dem Adjektiv autistisch bezeichneten Kinder beschrieben:
Sie sind arm an Mimik und Gestik.
Viele ihrer Bewegungen haben keinen Ausdruckswert.
Sie stellen keinen Blickkontakt her.
Es mangelt ihnen am Verständnis der Körpersprache anderer.
Sie erwerben Gesten nur schwer.
Diese Besonderheiten im Gebrauch von Mimik und Gestik wurden aber keinesfalls nur in der Vergangenheit beobachtet. Auch gegenwärtig sind sie sowohl für den Frühkindlichen Autismus nach Kanner als auch für das Asperger-Syndrom Bestandteil des Symptomkatalogs diagnostischer Materialien. Dies ist nun wieder die Außenperspektive. Für eine adäquate Förderung bieten diese Beobachtungen allein noch wenig Ansatzpunkte.
Angelika Empt, die ebenfalls eine autistische Behinderung hat, kann aber einen Grund für ihre Schwierigkeiten bei der Ausführung von Gesten nennen. Sie stellt dies am Beispiel der Begrüßung dar:
"Für mich ist es sehr schwer, mehrere Dinge auf einmal zu tun und Bewegungsteile miteinander in einem Fluß zu verbinden.
Gleichzeitig jemandem die Hand geben, Blickkontakt suchen und dann noch ‚Guten Tag' zu sagen, sind für mich zu viele verschiedene Dinge auf einmal, die ich nicht miteinander zu einer Einheit verbinden kann. Für Normale ist der Ablauf der Begrüßung eine einzige, automatische Bewegung. Sie müssen nicht bei jeder neuen Begrüßung überlegen, wie sie diese fließende Geste neu zusammensetzen müssen. Ich habe dies alles nie richtig automatisiert.
Deshalb bin ich viel, viel langsamer als mein Gegenüber.
So bin ich bei einer Begrüßung immer noch beim Auftakt, während mein Gegenüber schon beim Ende ist" (Empt, 1996, 27).
Das Schütteln der Hände ist eine Geste, die mittlerweile weltweit verbreitet ist, und eine allgemein übliche Grußform (vgl. Morris, 1997, 104). Nun zeichnet sich diese Geste gerade dadurch aus, dass Menschen zeitgleich identische Handlungen ausführen. Angelika Empt verweist mit ihrer Darstellung auf ein zur Zeit noch wenig untersuchtes Problem vieler Menschen mit autistischer Behinderung, nämlich die Schwierigkeiten bei der Herstellung eines Handlungsflusses. Der Pschyrembel bezeichnet diese Störung als ideatorische Apraxie (Pschyrembel, 1998, 102). Von Alexander R. Lurija (1902-1977), der als Begründer der Neuropsychologie gilt, wurde sie kinetische Apraxie genannt (Lurija, 2001, 32).
Jede Handlung besteht aus einer Kette aufeinanderfolgender Bewegungen. Jedes einzelne Element, jede Teilhandlung muss nach seiner Vollendung gehemmt werden, damit das nächste beginnen kann. Die zunächst voneinander unabhängigen Impulse verschmelzen im Laufe der Zeit, so dass eine "einheitliche, fließende Melodie" entsteht, wie Alexander R. Lurija es nennt (ebd.). Es wird in der Forschung davon ausgegangen, dass verfestigt vorliegende Handlungen, und davon kann man bei der Begrüßungsgeste sprechen, ohne Aufmerksamkeitszuwendung ablaufen (vgl. Mehl, 1993, 18). Es gelingt aber Angelika Empt augenscheinlich nicht, einen routinierten Fluss im Ablauf der Begrüßungshandlungen zu bilden, der gleichsam automatisch abläuft. Insgesamt ist aufgrund des bewussten Vollzugs dieser Handlung, die bei anderen Menschen automatisiert abläuft, ein erheblich größerer Zeitaufwand bei der Ausführung einer Handlung notwendig. Dies kann dann dazu führen, dass die Geste als Zeichen von anderen nicht mehr interpretiert werden kann, weil sie nicht zur erwarteten Zeit oder mit der erforderlichen Geschwindigkeit ausgeführt wird. Angelika Empt benötigt also mehr Zeit als üblicherweise vorausgesetzt wird und Hilfen, um einzelne Teilhandlungen miteinander zu verknüpfen. Ihre möglicherweise ausbleibende oder zu spät durchgeführte Begrüßungsgeste ist daher kein Ausdruck von sozialem Desinteresse oder gar von Ablehnung.
Nun mag man einwenden, dass die Verallgemeinerungswürdigkeit dieser exemplarisch angeführten Berichte fraglich bleibt. Dies ist in der Tat so. Ihre Kenntnis kann aber die Interpretation der von außen beobachteten Verhaltensweisen verändern. Als Pädagoge hat man mit dem Wissen um die Möglichkeit, dass die nicht erfolgte Begrüßung die Folge einer Schwierigkeit in der automatisierten Ausführung der Bewegung sein könnte, zumindest die Option, über ein gewöhnliches Zeitmaß hinaus zu warten.
Dem Wissenschaftler ermöglicht das Wissen um diese Aussagen eine Relativierung der eigenen Beobachtungen. So gehen Christian Klicpera und Paul Innerhofer z.B. davon aus, dass nach der Art des Sozialverhaltens unterschiedliche Subgruppen von Menschen mit autistischer Behinderung gebildet werden können. Die Personen, die der ersten Gruppe zugeordnet werden, zeigen nach ihrer Einschätzung "wenig erkennbares Interesse an sozialen Kontakten" (Klicpera; Innerhofer 1999, 100), die zur zweiten Gruppe gehörenden "haben keine große Freude an Interaktionen, aktives Zurückweisen ist jedoch selten" (ebd.). Die Autoren schränken also ein, dass Interesse an sozialen Kontakten vorhanden sein könnte, es aber nicht zu beobachten ist. Berichte Betroffener können dazu beitragen, dass sich derartig offene Beschreibungen in der Zukunft durchsetzen.
Die Berücksichtigung der Aussagen von Menschen mit autistischer Behinderung hat also einen großen Wert. Sie kann zu einem Perspektivwechsel führen. Die Betroffenen sind dann nicht mehr Objekt, sondern werden zum aktiv beteiligten Subjekt der pädagogischen und der wissenschaftlichen Bemühungen.
[1] Die nachfolgenden Ausführungen über Hans Aspergers Vortrag aus dem Jahre 1938 basieren auf dem Aufsatz: Schirmer, Brita (2002): Autismus und NS-Rassengesetze in Österreich 1938: Hans Aspergers Verteidigung der ‚autistischen Psychopathen' gegen die NS-Eugenik. In: Die neue Sonderschule Jg. 47 Heft 6, S. 460-464.
Asperger, Hans (1938): Das psychisch abnorme Kind. In: Wiener Klinische Wochenzeitschrift 51, 1314-1317.
Asperger, Hans (1944): Die ‚Autistischen Psychopathen' im Kindesalter. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, 7, 76-136.
Asperger, Hans (1950): Die medizinischen Grundlagen der Heilpädagogik. In: Monatszeitschrift Kinderheilkunde 3, 105-107.
Benkmann, Rainer (2000): Probleme und Perspektiven sonderpädagogischer Förderung von Kindern und Jugendlichen mit gravierenden Lernschwierigkeiten am Beispiel von Entwicklungen im neuen Bundesland Thüringen. In: Zeitschrift für Heilpädagogik, 51, 1, 4-12.
Brandenburg, Susanne (1995): Erfahrungsbericht einer autistischen jungen Frau über ihre Wohnsituation. In: Bundesverband "Hilfe für das autistische Kind" e.V. (Hrsg.): Autismus und Familie. Tagungsbericht der 8. Bundestagung. Hamburg, 127-129.
Briesenick, Claudia (2000): Erfahrungsbericht. In: Bundesverband "Hilfe für das autistische Kind" e.V. (Hrsg.): High-functioning-Autismus und das Asperger-Syndrom. Tagungsbericht vom 22. bis 24. Oktober 1999 in Köln. Hamburg, 41-43.
Empt, Angelika (1996). Zitiert in: Zöller, Marlies: Handlungsstörungen und FC. In: "Hilfe für das autistische Kind" e.V., Regionalverband München (Hrsg.): Gestützte Kommunikation (FC) - Erfahrungen, Projekte, Forschungsvorhaben. 4. Überregionale Tagung, 16 f.*
Empt, Angelika (1996). Zitiert in: Verein zur Förderung von autistisch Behinderten e.V. (Hrsg.): Autistische Menschen verstehen lernen II. Mit Beiträgen von Betroffenen. Stuttgart, 27.
Fischer, Matthias (1997): Ich, Matthias. In: autismus, 43, 13-14.
Frith, Uta (1999): Asperger and his syndrome. In: Frith, Uta (Ed.): Autism and Asperger syndrome. Cambridge: University Press. Twelfth printing, 1-36.
Gerland, Gunilla (1998): Ein richtiger Mensch sein. Autismus - das Leben von der anderen Seite. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben.
Grandin, Temple (1994): Durch die gläserne Tür. Lebensbericht einer Autistin - München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
Grandin, Temple (1997): Meine Erfahrungen mit visuellem Denken, Wahrnehmungsstörungen und Kommunikationsschwierigkeiten. In: Wir Eltern von Kindern mit Autismus. überarbeitete Ausgabe, 2, 7-19.
Kanner, Leo (1943): Autistic Disturbances of Affective Contact. In: The Nervous Child, 3, 2, 217-250, wieder abgedruckt in: Kanner, Leo (1973): Childhood Psychosis: Initial Studies and New Insights, Washington, D.C., 1-43.
Klicpera, Christian; Innerhofer, Paul (1999): Die Welt des frühkindlichen Autismus. 2. überarb. U. erw. Aufl. München, Basel: Ernst Reinhardt.
Kneller, Seth (o.J.): About This Site. In: Institute for the Study of the Neurologically Typical. http://isnt.autistics.org/
Kersting, Bernd (2000): Erfahrungsbericht. In: Bundesverband "Hilfe für das autistische Kind" e.V. (Hrsg.): High-functioning-Autismus und das Asperger-Syndrom. Tagungsbericht vom 22. bis 24. Oktober 1999 in Köln. Hamburg, 38-41.
Lurija, Alexander R. (2001): Das Gehirn in Aktion. Einführung in die Neuropsychologie. 6. Aufl. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt.
Mehl, Klaus (1993): Über einen funktionalen Aspekt von Handlungsfehlern - Was lernt man wie aus Fehlern (Fortschritte der Psychologie; Bd. 8). Münster; Hamburg: Lit-Verlag.
Morris, Desmond (1997): Bodytalk. Körpersprache, Gesten, Gebärden. München: Heyne Sachbuch 19/522,
Nieß, Susanne (1998): Ich will über meine Behinderung Bescheid wissen. In: "Hilfe für das autistische Kind", Regionalverband München (Hrsg.): Autistische Kinder brauchen Hilfe. 6. Aufl., 11-13.
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch (1998). 158. neu bearb. Aufl. Berlin: de Gruyter.
Schäfer, Susanne (1997): Sterne, Äpfel und rundes Glas. Mein Leben mit Autismus. Stuttgart: Freies Geistesleben.
Schirmer, Brita (2001): "Die Lehrer hörte ich nur selten" - Wahrnehmungsbesonderheiten von Menschen mit autistischer Behinderung. In: Verband Deutscher Sonderschulen, Landesverband NRW (Hrsg.): Sonderpädagogische Förderung in NRW. Mitteilungen 1, 32-44.
Schirmer, Brita (2002): Autismus und NS-Rassengesetze in Österreich 1938: Hans Aspergers Verteidigung der ‚autistischen Psychopathen' gegen die NS-Eugenik. In: Die neue Sonderschule, 47, 6, 460-464.
Schoch, Jan Henning (1992): Durch Training viel erreicht. In: Hilfe für das autistische Kind Regionalverband Rhein-Main. Dritte Informationsschrift. Frankfurt a.M., 63.
Sellin, Birger (1995): ich deserteur einer artigen autistenrasse. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
Wing, Lorna (1997): Zum besseren Verständnis von Autismus. Die Geschichte der Theorien des Autismus. In: autismus, 43, 4-9.
Williams, Donna (1992): Ich könnte verschwinden, wenn du mich berührst. Hamburg: Hoffmann und Campe.
Williams, Donna (2002): Für mich war die Wirkung der Irlen-Filter erschütternd. In: Wir Eltern von Kindern mit Autismus, 7, 31-32.
"Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben" (2001). Eine Ausstellung zu den Jugend-Konzentrationslagern Moringen und Uckermark 1940-1945. Katalog. 4. Aufl. Moringen, Liebenau.
Zöller, Dietmar (1989): Wenn ich mit euch reden könnte. Bern, München, Wien: Scherz.
Zöller, Dietmar (2001): Autismus und Körpersprache. Störungen der Signalverarbeitung zwischen Kopf und Körper (= Körper - Zeichen - Kultur, 6). Berlin: Weidler.